3. Die oberrheinische Tiefebene.
41
Sachliche Vertiefung: Woher hat die Landschaft ihren Namen?
Die Landschaft ist eine Tiefebene und breitet sich zu beiden Seiten des
Rheines aus, daher rheinische Tiefebene. Am Rhein erstreckt sich aber weiter
abwärts, wie die Karte sagt, noch eine zweite Tiefebene. Diese letztere, die
sich am Unterlaufe des Rheinstromes ausdehnt, liegt tiefer als die Tiefebene
am Mittelrhein, denn der Rhein fließt ja nach dieser Richtung hin. Diese
Tiefebene am Niederrhein ist also die untere, jene dagegen die obere. Ihren
Namen hat sie also nicht von ihrer Lage, sondern vom Gegensatz zu der
Tiefebeue am Unterlaufe des Rheines erhalten.
Welche Ausdehnung mag diese Ebene wohl haben? Die
oberrheinische Tiefebene ist viel breiter als die fruchtbare Saalaue Thüringens;
sie ist nicht überall gleich breit; denn die Gebirge treten an manchen Stellen
näher an den Rheinstrom heran, manchmal treten sie weiter zurück. An
den breitesten Stellen beträgt die Ausdehnung von Westen nach Osten un-
gefähr 40 km, d. i. 10 Stunden. Die Ausdehnung von Süden nach Norden
beträgt ungefähr das achtfache der westöstlichen Breite, also 309 km, d. i.
75 Stuuden. Sie ist ungefähr 16 mal so groß als uuser Ostkreis.
Wie kommt es nur, daß wir hier mitten im Gebirgslande
eine solche Tiefebene finden? Die oberrheinische Tiefebene ist nicht
entstanden wie das Mnldenthal und wie die Saalaue oder wie die Thäler
anderer bekannter Flüsse, die durch das Wasser ausgewaschen sind. Die Tief-
^bene stellt eine Versenkung dar. Vor tausend und abertauseud Jahren war
die weite Ebene noch mit Gesteinsschichten ausgefüllt. Da bildeten sich infolge
der fortschreitenden Abkühlung der Erdrinde zahlreiche Risse und Spalten.
Es hoben sich zu beiden Seiten aus dem Juuern der Erde die Urgesteine
und bildeten die Gebirge, die jetzt zu beiden Seiten die Ebene begrenzen;
gleichzeitig aber stürzten die Gesteinsschichten in der Mitte ein und bildeten so
zwischen den beiden Gebirgsreihen einen tiefen und breiten Graben. Dieses
weite Becken füllte sich später mit Wasser, und so entstand hier ein See.
Wie kommt es aber, daß dieser See verschwuudeu ist?
Dieser See wurde im Norden durch den Huusrück und Taunus, die damals
noch nicht geschieden waren, abgeschlossen. Das Wasser des Sees floß durch
die Wetterau nach der Weser hinüber. Da erhob sich hier das Vogels-
gebirge und versperrte dem Wasser den Ausweg. Nun bahnte sich das
Wasser einen anderen Ausweg, indem es das Gebirge, das im Norden vor-
gelagert war, durchsägte. So entleerte sich der große See nach und nach
und die weite Ebene wurde freigelegt. • In ihre Mitte grub sich dann der
Rheinstrom sein Bett.
Zusammenfassung: Lage, Ausdehnung und Entstehung der ober-
rheinischen Tiefebene.
2. Hat diese deutsche Landschaft den Ehrennamen auch verdient?
Die Siedelungen in der oberrheinischen Tiesebene. Die ober-
rheinische Tiefebene hat sehr wohl den Ehrennamen „das deutsche Paradies"
verdient. Sie ist sehr stark besiedelt. Die Karte weist eine ganze Reihe
von kleinen und großen Städten aus. Unter diesen befinden sich drei Groß-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
42 1- Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Snddentschlands.
städte: Straßburg, Frankfurt a. M. und Mannheim. Auch große Mittel-
städte mit mehr als 50 000 Einwohnern zählt die Landschaft acht, nämlich
Mülhausen a. d. Jll, Freiburg i. Br., Karlsruhe, Darmstadt, Mainz, Wiesbaden,
Ludwigshafeu und Offenbach. Von den Städten zwischen 10 000 und 50 000
Einwohnern sind besonders zu nennen: Kolmar, Schlettstadt, Hagenau, Speier,
Rastatt, Worms, Baden und Heidelberg. Die Verteilung dieser Städte
ist jedoch keine gleichmäßige. Aus der Lage der genannten Ortschaften er-
kennen wir, daß die linke Rheinseite stärker besiedelt ist als die rechte, daß
aber auch der obere Teil der Rheinebene schwächer bevölkert ist als der
untere Teil der Ebene. Eigentümlich ist es, daß im oberen Teil der Rhein-
ebene alle Städte vom Rheinstrome weit entfernt liegen, während in der
unteren Rheinebene einzelne Orte ganz nahe am Rheine liegend)
sachliche Vertiefung: Wie kommt es wohl, daß die Rhein-
user oberhalb Straßburg vou den Ansiedlern gemieden worden
sind? Der Rhein ist in dem oberen Teile seines Lanses ein reißendes
Wildwasser wie die Alpenflüsse der süddeutschen Hochfläche. In breitem
Bette von geringer Tiefe fließt er unruhig dahin, oftmals mehrere Arme
bildend. Zwischen und seitwärts von den vielen Flußarmeu breiten sich
zahlreiche Sümpfe, Moore und Sandflächen aus, die teils mit Buschwerk,
teils mit Kiesernwaldnngen bestanden sind. Diese uuwirtlicheu Ufergelände
des Rheines hatten für Ansiedelung und Verkehr wenig Anziehungskraft,
und daher kommt es, daß im oberen Teile der Rheinebene die Ortschaften
vom Rheine weitab liegen.
Wie kommt es wohl, daß der Rheinstrom oberhalb Straß-
bürg so oft Arme und Inseln bildet? Der Rhein hat indem oberen
Teile seines Laufes ein ziemlich starkes Gefälle') und infolgedessen einen
schnellen und unruhigen Lauf. Er brachte aus dem Gebirge sehr viel Ge-
rolle mit sich, das er auf seinem Laufe absetzte. Dadurch erhöhte sich sein
altes Bett, und so war er gezwungen, sich ein neues aufzusuchen. Das war
für ihn nicht schwer, weil die Ufer sehr niedrig waren.
Welche Nachteile brachte dieser unruhige und unregel-
mäßige Lauf des Rheines? Öftere Überschwemmungen; Versandung
und Versumpfung der Ufer; Verhinderung der Schiffahrt; ungesunde Luft.
Ob man diesen Übel ständen abgeholfen hat? Durch Her-
stellung neuer Ufer wurde der Strom in ein geschlossenes Bett eingeengt,
sowie tiefer und gerader gelegt. Infolgedessen kommen Überschwemmungen
jetzt nur noch selten vor, und der Schaden, den sie anrichten, ist gegen
früher nicht mehr so groß.
Wie kommt es wohl, daß die linke Seite der Ebene stärker
besiedelt ist? Die Sand- und Moorstrecken, die den Rhein im oberen
Teile begleiten, befinden sich vorzugsweise aus dem rechten Ufer des Stromes.
J) Diese Zusammenfassung bildet das Ergebnis des Kartenlesens und wird am
Schlüsse von den Schülern gegeben.
'-) Die Seehöhe seines Bettes beträgt bei Basel 245 in, bei Kehl 140 rn und
bei Bingen 77 in; sein Gefälle auf der Strecke von Basel bis Kedl ist also fast
doppelt so groß als auf der beinahe doppelt so langen Strecke von Kehl bis Bingen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
46 1 Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
Wie kommt es wohl, daß die Zuflüsse so verschieden sind?
Die meisten Zuflüsse haben nur einen kurzen Lauf, weil sie von den die
Rheinebene begleitenden Gebirgen Herabkommen. Main und Neckar haben
ihre Quellen weit entfernt; die Jll aber entspringt auf der Nordabdachung
des Jura und folgt der Abdachuug der Ebeue, daher ihr Lauf länger als
der aller übrigen Zuflüsse von den benachbarten Gebirgen.
Warum hat man den Rh ein-Rhone-Kanal angelegt? Der
obere Teil des Rheinstromes von Basel bis Straßburg eignet sich wenig
zur Schiffahrt; denn in diesem Teile ist der Rhein noch ein wildes Ge-
birgswasser, hat einen unregelmäßigen Lauf und bildet Inseln und Arme.
Welche Bedeutung hat dieser Kanal? Durch diesen Kanal ist
eine bequeme Verbindung mit dem oberen Teil der Rheinebene hergestellt
worden. Durch den Kanal wird sowohl die Zufuhr der notwendigen Roh-
stoffe, als auch die Abfuhr der gefertigten Waren wesentlich erleichtert.
Wie war aber die Anlage dieses Kanals möglich? Die
Bodengestaltung der Landschaft bot dem Bau des Kanals wenig oder gar
keine Schwierigkeiten; die tiefe Senke zwischen Wasgenwald und Jura er-
möglichte die Fortsetzung des Kanals nach dem Doubs, einem Nebenfluß
der Rhone.
Wie kommt es wohl, daß die rheinische -Ost- und Westbahn
nicht an den Ufern des Rheinstromes sich" hinziehen? Die Eisen-
bahnen sollen den Verkehr zwischen den einzelnen Städten der Rheinebene
vermitteln. Da diese Städte aber zumeist vom Rheiue weitab liegen, so
konnten die Eisenbahnen nicht nahe an den Rhein gebaut werden. Hätte
man die Bahnlinien nahe an den Rheinuseru angelegt, so wären die Bahn-
dämme durch die häusigen Überschwemmungen des Rheins in der Gegend
zwischen Basel und Straßburg sehr oft gefährdet.
Wodurch wurde die Anlage eines so ausgedehnten Straßen-
und Eisenbahnnetzes begünstigt? Die ziemlich ebene Bodengestalt der
Landschaft; die zahlreichen Flußthäler, die weit in die angrenzenden Gebirge
führen; die natürlichen Senken, die die einzelnen Gebirgszüge voneinander
trennen; der Reichtum an Bodenerzeugnissen und Produkten des gewerblichen
Lebens.
Was hatten die günstigen Verkehrsverh ältnisfe zur
Folge? Durch die günstigen Verkehrsverhältnisse wurde eiu lebhafter
Austausch der Waren hervorgerufen. Schon in der Landschaft selbst,
zwischen Stadt und Land entwickelte sich ein sehr reger Binnenhandel. Aus
den Ackerbaugebieten der Landschaft wurden die zahlreichen Erzeugnisse der
Landwirtschaft nach den Gewerbebezirken geschafft, während aus diesen
wiederum die mancherlei gewerblichen Produkte nach den Ackerbaugebieten
gebracht wurden. Aber es hat sich auch eiu lebhafter Außenhandel ent-
faltet. Die Erzeugnisse des Bodens und des Gewerbes werden nach ver-
schiedenen Ländern versandt, und aus anderen Ländern und Gegenden
werden die Stoffe bezogen, die hier nicht zu haben sind, z. B. Steinkohlen,
Baumwolle, Eisen u. s. w. Diesem lebhaften Handelsverkehr verdankt eine
Anzahl von Städten ihr rasches Ausblühen. (Straßbnrg, Ludwigshafen-
Mannheim, Mainz, Frankfurt a. M. u. f. w.) Auch die Jndnstrie hat
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
50 I. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
Zeigt sich in den beiderseitigen Zuflüssen nicht mancherlei
Verschiedenheit? Die Zuflüsse, welche der Wasgenwald zum Rheine
sendet, sind meist nicht so lang als die -Schwarzwaldflüsse. — Auch au
Wasserfülle stehen die Wasgenwaldbäche den Schwarzwaldbächen nach, und
es kommt im Sommer nicht selten vor, daß die Wasgenwaldbäche zu ver-
siegen drohen.
Worin ist dieser Unterschied begründet? Der Schwarzwald
ist kein Kammgebirge wie der Wasgenwald. sondern gleicht mehr einem
Hochplateau mit aufgesetzten Kuppen. Die Wasserscheide liegt im Schwarz-
walde ziemlich weit im Osten. Der Wasgenwald dagegen ist ein Kamm-
gebirge (wenigstens in seinem südlicheu und mittleren Teil), das seinen
kurzen, steilen Abhang dem Rheine zukehrt. Aus dem kurzen Abhänge aber
können sich auch nnr kurze Flußläufe entwickeln. — Daß die Wasgenwald-
bäche nicht so wasserreich sind, rührt daher, daß ans dem östlichen Abhänge
des Wasgaues nicht so reichliche Niederschläge fallen als auf der West-
seite des Schwarzwaldes. (Die Regenwolken, die von Westen kommen,
werden am Westabhange ausgehalten und gezwungen, einen großen Teil
ihres Wassergehaltes fallen zu lassen. Bei Kolmar beträgt die jährliche
Niederschlagsmenge ca. 500 mm, im Breisgan aber ca. 1000 mm, auf den
Höhen ist diese Menge natürlich noch stärker.)
Welchen Einfluß haben Gesteinsbau und Wasserreichtum
aus die Bodenfruchtbarkeit ausgeübt? Die Gesteine, welche die Ge-
birge aufbaueu, bilden bei ihrer Verwitterung einen tiefgründigen fruchtbaren
Erdboden, namentlich Gneis, Granit und Porphyr; aber auch die Ver-
Witterungserde des Buntsandsteins ist nicht unfruchtbar. Sie eignet sich, wie
wir bereits wissen (Saal-Elsterplatte!), ganz besonders für den Waldbau.
Der Fruchtbarkeit des Bodens und der großen Feuchtigkeit ist die Üppigkeit
des Baum- und Graswuchses zuzuschreiben.
Welche Bedeutung haben Wald und Wasser für die Be-
wohner der Gebirge? Wald- und Wasserreichtum der Gebirge haben
die Entwicklung mancher Erwerbszweige begünstigt. Zahlreiche Holzfäller
schlagen die riesengroßen Tannen und Fichten nieder und flößen dieselben
auf den wasserreichen Gebirgsslüssen hinab zum Rheine, zur Jll, zum Neckar
oder zum Maine. Hier werden sie zu großen Flößen vereint und sodann
rheinabwärts bis nach Holland gebracht, wo man das Holz besonders zu
Schisssbauten verwendet. — Der Holzreichtum des Gebirges hat eine mannig-
fache Holzindustrie hervorgerufen, ähnlich wie im Thüringer Walde. (Aus-
malen!) An den Gebirgsbächen findet man zahlreiche Sägewerke, Mühlen
und Glashütten. Im dunklen Hochwalde aber baut der rußige Köhler
seine Meiler und brennt hier in der Waldeinsamkeit die Holzkohle. — Im
Schwarzwald hat sich außerdem noch die Uhrenfabrikation entwickelt; da
werden in vielen Gebirgsorten die berühmten Schwarzwälder Uhren ver-
fertigt (z. B. die Kuckucks- und Wachtelnhren), die sich durch schönes Schnitz-
werk vor allen anderen auszeichnen. — Das klare Wasser der Gebirgsbäche
und die weiteu Wiesenslächen begünstigten die Entwicklung der Leineweberei,
und die starke Wasserkraft der Bäche ermöglichte die Anlage von Spinnereien
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Wasgenwald Rheine Breisgan Rheine Maine Holland Schwarzwald
8. Das rheinische Schiefergebirge.
137
Hochfläche des Schiefergebirges ab und stürzte sich an dem Ende derselben
in einem mächtigen Wasserfall hinab. Die gewaltige Kraft des abfließenden
Wassers sägte nach und nach eine Rinne in das Schiefergebirge ein. Als
die Rinne geschaffen war, floß das Wasser des Sees in dieser ab und nagte
sich immer tiefer ein. Dabei wurde das Wasser aus seinem Wege vielfach
durch entgegentretende Berge gehemmt und mußte diese umfließen. Das
Thal des Rheinstromes wurde also auf dieser Strecke eng und gewunden. ')
Welchen Einfluß hat die Thalb il duug auf die Besiedelung
gehabt? In dem engen Thal war wenig Raum für große Ortschaften.
Wir finden darum auf dieser Strecke des Rheinthales nur kleine Städte, die
fast alle weniger als 3000 Einwohner zählen, und kleine Dörfer. Die
Orte liegen meist da, wo die Felsen etwas weiter von den Ufern sich ent-
fernen; vielfach lehnen sich die Ortschaften auch an die Abhänge der Thal-
ränder an und steigen terrassenförmig an denselben empor. Nicht selten
ziehen sich dieselben auch iu kleine Seitenthäler hinein, die sich nach dem
Rheine zu öffnen.
Inwiefern wurde durch die't halbildu u g auch die Beschäfti-
gung der Bewohuer beeinflußt? Das enge Thal bot wenig Raum
zur Anlage und Bewirtschaftung von Feldern. Der Ackerbau konnte darum
hier nur in geringem Maße betrieben werden. Die Bewohner mußten auf
andere Weise Beschäftigung und Erwerb suchen. So gelangte hier in der
Felsengasse des Rheins das Handwerk und der Wein- und Obstbau zu hoher
Blüte.
Warum wandten sich die Bewohner besonders dem Obst-
und Weinbau zu? An den Abhängen der Thalränder gediehen Obst
und Wein vortrefflich. Hier waren die Rebenpflanzungen vor den rauhen
Nord- und Nordostwinden geschürt; hier wurden die Trauben von den
Sonnenstrahlen stark erwärmt; hier gelangten die Trauben auch zur Reife,
weil das Klima bis weit iu den Herbst hinein ein sehr mildes ist und die
Nächte warm sind; denn der Schieferboden nimmt tagüber viel Sonnen-
wärme auf und strahlt dieselbe dann wieder aus.
Inwiefern wurden durch die Thalbildung auch die Ver-
k ehrsv erhältn iffe beeinflußt? Da die steilen Felswände meist ganz
nahe an die Ufer des Stromes herantreten, vielfach schroff aus dem Wasser
emporsteigeu, so war an vielen Stellen kaum Raum zur Anlage der Ver-
kehrsstraßen vorhanden. Die Straßen und Eisenbahnen lausen daher oft
ganz nahe am Strome dahin. Die Eisenbahnen mußten oft durch die Berge
hindurchgeführt und große Tunnel angelegt werden. — Auch der Verkehr
auf dem Strome war durch die Thalbilduug beeinflußt. Bei der Aus-
sägung des Rheinbetts sind mitten im Strome Felsenriffe zurückgeblieben, die
der Schiffahrt sehr gefährlich und hinderlich waren. Solche Felsenriffe
fanden sich z. B. im Binger Loch und am Loreleiselsen. Infolge dieser
vielen Riffe konnte sich daher lange Zeit kein Durchgangsverkehr auf dem
*) Zur Vergleichung sind Beispiele aus der Heimat heranzuziehen z. B. der
Durchbruch der Pleiße durch die Porphyrfelsen östlich von Altenburg; der Durchbruch
der Zwickauer Mulde und der Zschopau durch das mittelsächsische Bergland n. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
8. Das rheinische Schiefergebirge.
141
Erinnerung an Siegfrieds Heldenthat das „Drachenblut" genannt wird. —
Der Godesberg mit seiner Ruine erinnert uns an Odin (Wodan), den
obersten Gott unserer Vorfahren, dem einst aus der Höhe des Berges ge-
opfert ward. — Der Rolaudsfelseu mit den Trümmern der Burg Rolands-
eck lenkt unsere Aufmerksamkeit hin auf den kühnen Helden Roland, der hier
sein Leben in stiller Sehnsucht vertrauert haben soll.
Warum heißt die schöne Rheininsel Nonnenwert? Wert
ist enstanden aus Werder, d. i. Flußinsel. Nonnenwert heißt also Nonnen-
insel. Aus der Insel befand sich früher ein Frauenkloster, das Rolands
Braut Hildegunde gegründet haben soll, um in demselben aus Kummer über
den ihr gemeldeten Tod Rolands ihr Leben zu vertrauern.
Warum zeigt unsere Karte in der unteren Rheingasse keine
größere Stadt? Das Thal ist sehr eug und bietet weuig Raum zur
Anlage größerer Ortschaften- die Erwerbsverhältnisse in diesem Thal sind
nicht so vielseitig wie im Rheingau und im Rheinbecken.
Warum ist Bonn unter den Städten der unteren Rhein-
gasse zu ansehnlicher Größe gelangt? Bonn liegt am Ausgange der
Rheingasse am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsstraßen; Bonn war früher
Sitz der Erzbischöfe; es weist eine bedeutende Hochschule auf; die Erwerbs-
Verhältnisse sind hier äußerst günstig.
Woher hat die Stadt ihren Namen? Hier bei Bonn befand
sich eine Furt, die den Übergang über den Strom ermöglichte. Die alten
Bewohner dieser Gegend, die Kelten, bezeichneten dies in ihrer Sprache als
bona. Daraus ist Bonn geworden. Bonn ist also die Stadt an der Furt.
(Vergl. hierzu Frankfurt. Schweinfurt, Erfurt.)
Durch welche Zuflüsse wird der Rhein auf seinem Laufe
durch die Felsengasse verstärkt? Lahn, Wied. Sieg, Nahe,
Mosel. Ahr.
Welche Bedeutuug haben diese Zuflüsse für den Rhein?
Durch die zahlreichen großen und kleinen Nebenflüsse wird der Wasserreich-
tum des Rheins bedeutend vermehrt. Der Strom wird infolgedessen breiter
und tiefer. Dadurch wird auch die Schiffahrt wesentlich erleichtert.
Zusammenfassung: Die Felsengasse des Rheines, (a) Die Ausdehnung
der Felsengasse, b) Die Abschnitte der Felsengasse, c) Die Schönheiten der
Felsengasse, cl) Die Erwerbs- und Verkehrsverhältnisse in der Felsengasse.)
Weist der Rhein nach seinem Austritte aus der Felseugasse
auch noch solche Schönheiten auf?
5. Die Rheinebene.2) Sobald der Rhein die enge Felsengasse ver-
lassen hat, tritt er in eine Ebene ein. Das Gebirge tritt auf beiden Seiten
immer weiter zurück und hört schließlich gänzlich auf. Im Westen geht
das Gebirge bereits in der Gegend von Köln in das Tiesland über; im
Osten begleiten die Höhenzüge des Schiefergebirges den Strom noch bis
über die Ruhr hiuaus. Daun aber erweitert sich die Rheinebene und geht
schließlich in das norddeutsche Tiefland über. Auf dem Laufe durch die
J) Bilder: Köln und der Kölner Dom. Die Rheinbrücke bei Düsseldorf u. a.;
auch Ansichtspostkarten können mit Nutzen verwandt werden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
146 n. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
Nebenflüsse aus. Von rechts her strömt ihm zunächst die Lahn zu. Diese
entspringt auf dem Ederkopfe. Sie fließt zunächst südöstlich, wendet sich
oberhalb Marburg nach Süden und schlägt bei Gießeu eine südwestliche
Richtung ein. Oberhalb der Stadt Koblenz mündet die Lahn in den Rhein.
Bei Neuwied empfängt der Rhein die Wied, die vom Westerwald kommt.
Dieselbe fließt zunächst in westlicher Richtung und wendet sich dann iu
einem scharfen Knie nach Süden. Weiter abwärts nimmt der Rhein die
Sieg auf. Die Quelle derselben liegt auf dem Ederkopfe unweit der Lahn-
quelle. Sie fließt in fast westlicher Richtung zwischen dem Westerwald und
Sauerland dahin. Unterhalb Bonn mündet die Sieg in den Rhein.
Zwischen Köln und Düsseldorf fließt dem Rheine die Wupper zu. Sie ent-
springt im Sauerland, fließt anfangs nach Nordwesten, dann nach Norden
und bildet das Wupperviereck. Zuletzt fließt sie in südwestlicher Richtung
dem Rheine zu. Bei Duisburg mündet die Ruhr. Dieselbe hat ihren
Ursprung auf dem höchsten Berge des Sauerlands, auf dem kahlen Asten-
berg, fließt erst nach Nordwesten, schlägt aber bald eine westliche Richtung
ein, die sie bis zur Mündung beibehält. Der letzte bedeutende Nebenfluß,
den der Rheiu vou rechts her erhält, ist die Lippe. Dieselbe entspringt
auf der Grenzscheide zwischen dem Schiefergebirge und Weserbergland in
dem Wiukel zwischen Teutoburger Wald und Eggegebirge und fließt in
westlicher Richtung nach dem Rheine hin, den sie bei Wesel erreicht. Ans
der linken Seite fließt dem Rheine zuerst die Nahe zu. Diese quillt am
Südabhange des Hunsrücks und fließt in nordwestlicher Richtung dem Rheine
zu. Ihre Mündung erfolgt bei Bingen. Bei Koblenz empfängt der Rhein
seinen größten Nebenfluß. Es ist die Mosel. Diese entspringt auf dem
Südwestabhange des Wasgenwalds. Sie durchfließt zunächst in Nordwest-
licher Richtung das lothringische Stuseuland und tritt unterhalb Dudenhofen
in das Schiesergebirge ein, das sie in nordöstlich gerichtetem und gewundenem
Laufe durchbricht. Auf seinem ferneren Laufe nimmt der Rhein von links
her nur kleinere Nebenflüsse auf, von denen besonders die Ahr und die
Erst zu nennen ist. Beide entspringen aus der Eisel. Während aber die
Ahr in östlicher Richtung dem Rheine zueilt, schlägt die Erst erst nördliche,
dann nordwestliche und zuletzt nordöstliche Richtung ein.
sachliche Vertiefung: Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede
treten unter deu einzelnen Nebenflüssen hervor? Alle Zuflüsse
ändern mehrmals ihre Richtung und haben einen sehr gewuudenen Lauf.
Die linken Nebenflüsse sind mit Ausnahme der Mosel kleine und uubedeuteude
Gebirgsflüsse; die rechten Zuflüsse dagegen haben meist einen längeren Lauf.
Die linken Nebenflüsse schlagen zumeist eiue nordöstliche oder nördliche
Richtung eiu, während die rechten Zuflüsse uach Südwesten oder Westen
fließen.
Woher rührt der gewuudeue Laus der Rheinzuflüsse? Die
Rheinzuflüsse entspringen sämtlich aus den Höhen des Schiefergebirges. Um
zum Rhein zu gelangen, mußten die meisten derselben das Schiefergebirge
durchbrechen. Dabei stellten sich ihnen Bergkuppen und Bergvorsprünge
hindernd in den Weg. Das Wasser mußte dieselben umfließen, und so eut-
staudeu zahlreiche Windungen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
8. Das rheinische Schiefergebirge. 147
Wie kommt es, daß die linken Zuflüsse mit Ausnahme der
Mosel kleiner und unbedeutender sind als die rechten Zu-
flüsse? Auf dem linksrheinischen Schiefergebirge liegen die höchsten Er-
Hebungen, welche die Wasserscheide bilden, nahe am Rheine. Es konnlen sich
hier also keine langen, wasserreichen Flußläufe entwickeln. Im rechtsrheinischen
Schiefergebirge dagegen liegt die Wasserscheide zumeist sehr weit vom Rheine
entfernt. Darum haben sich hier auch lange Flußläuse entwickelt. Wo
aber im rechtsrheinischen Schiefergebirge die Wasserscheide näher an den
Rhein herankommt (Wied- und Wupperquelle), da sind die Zuflüsse klein.
Wie kommt es, daß die Mosel so lang ist? Die Mosel entspringt
außerhalb der Landschaft aus der sanften Westabdachung des Wasgenwaldes.
Da Quelle und Müudung weit auseinander liegen und der Fluß erst durch
das lothringische Stufenland fließt, so mußte sein Laus ein viel längerer
werden als der der übrigen Rheinzuflüsse. (Vergl. Main und Neckar!)
Was schließen wir aus der Richtuug der Flüsse von der
Bodengestalt der Landschaft? Die Gewässer einer Landschaft folgen
in ihrem Laufe stets der Abdachung des Bodens. Da alle Flüsse des
Schiefergebirges sich zum Rheine hinwenden, so muß das Rheinthal die
tiefste Stelle der Landschaft sein, nach der sich die beiden Seitenlandschaften
allmählich von Osten und Westen senken. Da aber verschiedene Zuflüsse
auch die nördliche Richtung einschlagen, so muß das Gebirge von Süden
nach Norden niedriger werden. Die linksrheinische Landschaft hat also Nord-
ostabdachung, die rechtsrheinische Nordwestabdachung.
Inwiefern haben die Rheinzuflüsse eine Änderung der
Bodenverhältnisse bewirkt? Die beiden Seitenlandschaften des rheinischen
Schiesergebirges haben ursprünglich ein ausgedehntes, geschlossenes Hoch-
Plateau gebildet. Die zahlreichen Rheinzuflüsse haben aber sich tief in das
Plateau eingegraben und so dasselbe in mehrere Platten zerlegt. Durch
die Nebenflüsse sind diese Platten wieder vielfach zerschnitten worden und
so hat die Landschaft den Charakter und das Aussehen eines Plateaus ver-
loreu und erscheint mehr als eine Gebirgslandschaft.
Welchen Einfluß hat die verschiedene Lauflänge auf die eiu-
zelnen Flüsse gehabt? Die kurzen Rheinzuflüsse — wie Ahr, Wied,
Wupper — haben ein sehr starkes Gefälle und infolgedessen einen reißen-
den Lauf. Zur Zeit der Schneeschmelze und bei anhaltendem Regenwetter
treten sie daher leicht aus ihren Ufern; während der trockenen Sommer-
monate ist ihr Wasserstand niedrig. Die größeren Rheinzuflüsse — Mosel,
Lahn, Ruhr, Lippe — haben, weil Quelle und Mündung weit auseiuanderliegen
und ihr Laus sehr gewunden ist, ein geringeres Gefälle. Da sie auf ihrem
langen Wege viele Zuflüsse aufnehmen, so sind sie bedeutend wasserreicher.
Welche Bedeutung haben die Rheinzuflü sse für den Ver-
kehr? Die zahlreichen Seitenthäler des Rheins bilden natürliche Zugangs-
straßen in das Gebirge und gestatteten die Anlage von Straßen und Eisen-
bahnen. Einzelne derselben (Mosel, Lahn, Ruhr, Lippe) dienen auch dem
Schiffahrtsverkehr.
Inwiefern wurde durch die zahlreichen Seitenthäler des
Rheins auch diebesiedelung der beiden Seitenlandschasten beein-
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TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
148 Ii» Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
flußt? Die zahlreichen Seitenthäler wurden von den Bewohnern besonders be-
vorzugt. Hier wurden viele Städte und Dörfer angelegt, weil die Thäler eine
geschütztere Lage und ein milderes Klima aufweisen als die Höhen der Ge-
birgsplateaus. Hier in den Thälern bot sich den Bewohnern auch mancher-
lei Gelegenheit zu lohnendem Erwerb. Da konnte Wein-, Obst-, Gemüse-
und Ackerbau betrieben werden, da konnte die Wasserkraft der Flüsse aus-
genutzt werden zur Anlage von Mühlen, Holzschleifereien, Fabriken u. s, w.
Zusammenfassung: Die Zuflüsse des Rheins. (Die Namen der Flüsse.
Die Quellen der Flüsse. Der Laus der Flüsse. Der Wert der Flüsse.)
2. Welche Beschaffenheit weisen die Seitenthäler des Rheins auf?
Die Thäler des Schiefergebirges. Die Nebenflüsse des Rheins
haben sich zum Teil tief in das Gebirge eingegraben und enge, vielfach ge-
wundene Thäler geschaffen, die an landschaftlicher Schönheit dem Rheinthale
nicht nachstehen. Wie in der Felsengasse des Rheins steigen auch in den
Seitenthälern die Felsen ost steil empor und engen den Fluß ein, oder sie
treten weiter von den Ufern zurück und bilden freundliche Thalkessel, in
denen kleine Ortschaften und fruchtbare Felder sich ausbreiten. Die steilen
Hänge sind, namentlich auf der Sonnenseite, mit Weinreben bepflanzt. Auf
den Höheu thronen stolze Bnrgen und die Flüsse sind belebt von zahlreichen
Nachen und größeren Lastkähnen. Unter den linksrheinischen Seitenthälern
ist das Moselthal das schönste.1) Die Mosel bildet von allen Rheinznslüssen
auf ihrem Laufe durch das Schiefergebirge die meisten Schlingen und
Windungen. Dadurch sind eine ganze Reihe von Halbinseln entstanden, die
auf drei Seiten von der Mosel umflossen werden. Diese Halbinseln sind
meist niedrig und flach, und die Abhänge fallen hier sanft und gelinde zum
Strombett ab. Auf diesen Halbinseln breiten sich daher liebliche Ortschaften
aus, die von saftigen Wiesen, wogenden Getreidefeldern und schattigen Obst-
Hainen umgeben sind. Gegenüber aber steigen die Felswände schroff her-
vor und sind oft mit stolzen Ritterburgen gekrönt. Auf der Sonnenseite
find die Thalwände mit Weinbergen bepflanzt, die terrassenförmig empor-
steigen, während die gegenüberliegenden Abhänge mit schönem Eichenwald
bekleidet sind. Zahlreiche kleine Nachen durchqueren den Strom und tragen
den Weinbauer nach seinem Weinberge am jenseitigen Ufer; denn jeder
Moselthalbewohner hat auf beiden Stromufern Grundbesitz. Ebenso reich
an Rebenpflanzungen als das Moselthal sind die Thäler der Nahe und Ahr.
In den rechtsrheinischen Seitenthälern tritt der Weinbau zurück; da
treffen wir die Rebe nur an den Thalhängen des Unterlaufes an; da-
für aber sinden wir hier ausgedehnte Getreidefelder, Wiesenflächen und
Obsthaine.
sachliche Vertiefung: Inwiefern kommen die Seitenthäler
des Schiefergebirges an Reichtum und Schönheit dem Rhein-
thale gleich? Enge Felsengasfen wechseln mit freundlichen Thalbecken,
*) Bilder: Das Moselthal bei Kochem bei Marienburg, bei Alf. Trier. An-
sichten von Limburg, Ems, Wetzlar, desgl. aus dem Ahrlhale.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
172 n. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
Mulde ist dasselbe zwischen das Weserbergland und die westlichen Vorberge
des Harzes eingesenkt. Tie Leinemulde ist gleich dem beuachbarteu Sonnen-
thal der Weser äußerst fruchtbar und darum überall sehr gut augebaut.
Weizeuäcker und Zuckerrübenfelder, Tabakpflanzungen und Flachsfelder, Obst-
gärten und Wiesenflächen wechseln miteinander ab. und freundliche Dörfer
und gewerbreiche Städte breiten sich inmitten dieser Fruchtgefilde aus. Die
bedeutendste Stadt der Leinemnlde, nach der dieselbe auch oft benannt wird,
ist die Universitätsstadt Göttingen.
sachliche Vertiefung: Wie kommt es, daß d a s obere Stück des
Weserthales so eng ist? Nach der Vereinigung von Werra und Fulda
muß die Weser das letzte Stück des hessischen Waldgebirges durchbrechen.
Das obere Weserthal ist gleich dem Rheinthal von Bingen bis Bonn ein
Durchbruchsthal.
Welchen Einfluß hat die Beschaffenheit des Thales auf Be-
siedelung und Verkehr ausgeübt? Das Weserthal ist aus diesem
Stück nur wenig besiedelt. Wir finden keine einzige Stadt. Es war kein
Raum vorhanden zur Anlage von Ortschaften. Es war auch kein Raum
vorhanden zur Anlage von Verkehrsstraßen. Daher wird die enge Weser-
gaffe auch von keiner Eisenbahn durchzogen. Der Strom bildet die einzige
Verkehrsstraße.
Warum siud die Abhänge und Höhen der Weserberge so
dicht bewaldet? Die Anlage von Getreidefeldern ist unmöglich, da die Berg-
hänge für Pflug und Zugtier unzugänglich sind. Der Boden besteht aus
Buntsandstein, und dieser liefert einen guten Waldboden.
Warnm mehren sich unterhalb der Diemelmündnng die An-
siedelnngen? Unterhalb der Diemelmündung erweitert sich das Weserthal.
Es finden sich hier mehrere Thalkessel. Inmitten derselben konnten sich
größere Ortschaften entwickeln; denn hier war Raum zur Anlage von An-
siedelnngen; hier waren die Erwerbsverhältnisse günstiger, da die breiten
Thalebenen lohnenden Ackerbau und Viehzucht gestatteten.
Warum sind aber die Weser st ädte so klein? Die Haupt-
beschäftigung der Bewohner bilden Ackerbau und Viehzucht. Ackerbaugegen-
den vermögen aber keine dichte Bevölkerung zu ernähren. (Beispiele!)
Weshalb tritt im Wesergebiet die Industrie so zurück?
Das Wesergebiet ist der Entwickelung der Industrie wenig günstig. Die
Bäche sind meist wasserarm, das Gefälle der Bäche und Flüsse ist ziemlich
langsam. Deshalb eignen sich diese nicht znr Anlage zahlreicher Fabriken.
Es fehlen im Wesergebiete auch die Metalle, an denen das benachbarte
Rheinland so reich ist. Endlich ist das Wesergebiet auch arm au Kohlen,
die das Aufblühen der Industrie besonders befördern. Nur Brannkohlen
finden sich hier und da an einzelnen Stellen, während Steinkohlen fast gänz-
lich fehlen. Dieser Mangel an Kohlen und mineralischen Rohstoffen ist in
dem Gesteinsbau des Landes begründet. Das Weserbergland baut sich meist
aus Buntsandstein und Muschelkalk auf. (Trias.)
Warum empfängt die Weser im Weserberglande nur uube-
deutende Zuflüsse? Auf beiden Seiten der Weser zieht sich die Wasser-
scheide ziemlich nahe an der Weser hin; denn auf beiden Seilen begleitet
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]